Vergangen Freitag hat endlich der erste große Workshop für Modellschulen stattgefunden. Alle Leitungsteams der knapp 50 Modellschulen landesweit waren eingeladen, um sich mit mehreren Themen rund um den neuen Bildungsplan auseinanderzusetzen.
Das ist eine gute Gelegenheit, euch einen kleinen Einblick in meinen Arbeitsalltag in Uganda zu geben.
Mittwoch:
Die großen Vorbereitungen sind inzwischen gelaufen. Der Veranstaltungsort und das Catering sind gebucht, Einladungen sind längst verschickt und nach viel Telefonieren und nachfragen habe sich auch knapp 50 Teilnehmer angemeldet. Die Themen sind mit den Fortbildnern abgesprochen. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit die restlichen Details abzuklären und die To Do Liste abzuhaken.
Allerdings hat mich mein Chef gebeten am Vormittag bei einem Meeting mit Vertretern einiger Universitäten dabei zu sein. Alles klar, den Rest kann ich ja nachmittags erledigen. Dachte ich zumindest. Denn nach dem Meeting geht es ans andere Ende der Stadt und wir besichtigen als Gruppe eine Fabrik für Blechdächer, eine der größten Arbeitgeber im Land.
Firmenbesichtigung statt Konferenzvorbereitungen
Zwischendurch bekomme ich einen Telefonanruf. Ich hatte einen Adapter bei jumia (sowas wie Amazon für Uganda) bestellt. Der Auslieferer ist jetzt am Supermarkt ganz in der Nähe unseres Hauses und möchte eine Wegbeschreibung. (Adressen angeben ist hier nicht so einfach, unsere Straße hat noch nicht mal einen Namen.) Eine halbe Stunde später ruft er wieder an. Er findet das Haus nicht. Das wiederholt sich noch ein paar Mal, bis die offizielle Mail kommt: Lieferung auf den nächsten Tag verschoben.
Die Besichtigung geht länger als geplant, wir kommen aber noch einigermaßen durch den Feierabendverkehr und um halb acht sind wir zurück am Büro. Leider ist der Verkehr jetzt so dicht, dass ich für den restlichen Nachhauseweg statt 25 Minuten eineinhalb Stunden brauche.
Donnerstag:
Die letzten Kleinigkeiten sind meist doch noch mehr als gedacht. Immerhin erreiche ich noch einen der Fortbildner um die letzten Inhalte abzuklären. Ein Kollege sagt zu, die Moderation zu übernehmen. Der zweite Buchverlag bringt noch einen Kofferraum voller Schulbücher vorbei, die wir als Anschauungsmaterial im Workshop verwenden dürfen.
Präsentation überarbeiten und Bücherpakete entgegennehmen.
Nachmittags bekomme ich noch die Info, dass wir auf jeden Fall noch Zertifikate brauchen; in Farbe. Also muss noch jemand schnell die Druckerei anrufen und bestellen. Und natürlich festlegen, was drauf steht und mehrfach Korrekturlesen.
Zwischendurch kommt wieder ein Anruf vom Auslieferer von Jumia. Leider habe ich dieses Mal schlechten Empfang und verstehe ihn nicht. Kurz darauf kommt die Email: Bestellung konnte nicht ausgeliefert werden und wird storniert. Zum Glück hatte ich noch bei einem örtlichen Händler bestellt, der prompt auch geliefert hat. Doppelt hält besser.
Noch schnell an die benachbarte Schule, wo der Workshop stattfinden soll, um nach den Vorbereitungen zu schauen und letzte Absprachen mit Catering und Schule zu treffen. Der Koch fragt nach dem Geld um für morgen einkaufen zu können. Das hängt allerdings noch in der Finanzabteilung fest, da derjenige, der unterschrieben hat, gerade nicht da ist.
Da ich heute nicht wieder eineinhalb Stunden im Stau stehen möchte, überlasse ich den Rest meinem Kollegen und fahre nach Hause.
Freitag:
Kurz nach sieben bin ich mit einem Kollegen am Tor der Schule, aber wir werden von der Security nicht reingelassen, da gerade die morgendliche Versammlung ist. Wir müssen also das andere Tor nutzen und ein gutes Stück vom Veranstaltungsort entfernt parken. Ich kann dann doch noch umparken, brauche aufgrund des Berufsverkehrs aber 20 Minuten dafür.
Ich komme etwas in Stress, da der Workshop um 8 Uhr losgehen soll, scheine aber der einzige zu sein, dem es so geht.
Die ersten Teilnehmer kommen an und registrieren sich
Um 8 Uhr sind schon ca. 50 Teilnehmer da und sitzen gespannt auf ihren Stühlen. Mein Chef, der als offizieller Gastgeber die Begrüßung übernimmt, ist noch nicht zu sehen. Der Kollege, der die Moderation übernehmen soll und der Bischof, der den Tag offiziell mit einer Andacht und einer Keynote beginnen soll auch nicht. Immerhin ist schon einer der drei Fortbildner vor Ort. Eine Viertelstunde später rufe ich meinen Chef an: Er ist auf dem Weg, der Bischof sitzt noch beim Frühstück. Mein Kollegen ist noch im Bus.
Und wieder bin ich der einzige, den das überrascht. Eine Lehrerin hat spontan die Moderation übernommen und begrüßt die Gäste. Inzwischen sind sicherlich 80 Teilnehmer im Raum. Um 8.45 Uhr sind alle da und wir können auch ganz offiziell starten.
Begrüßungen vom Bischof, vom Director of Education und vom gastgebenden Schulleiter
Langsam gehen die Stühle aus, da immer noch Teilnehmer dazukommen. Viele kommen aus Schulen, die weit entfernt von Kampala liegen. Fünf oder sechs Stunden Anreise ist dabei keine Seltenheit.
Die drei Fortbildner schaffen es, die Zuhörer zu fesseln und immer wieder in praktischen Aktivitäten zu engagieren.
Volles Haus bei der Fortbildung; im Unterrichtsalltag sitzen die Schüler allerdings noch enger.
Nebenher mussten noch die Evaluationsbögen getippt und gedruckt, Essen und Zertifikate nachbestellt werden. Wir hatten für 80 bis 100 Teilnehmer geplant und letztlich waren es 120.
Das Backoffice während des Workshops
Alle waren bis zum Schluss aufmerksam dabei und haben eifrig mitgeschrieben, nachgefragt und diskutiert. Dass noch ein langer Heimweg bevorsteht war keinem anzumerken. Dafür kam die Bitte, wir sollen doch weitere solcher Veranstaltungen planen.
Um 17 Uhr war dann alles wieder aufgeräumt und ich hatte gelernt, dass eine Fortbildung auch dann ein voller Erfolg sein kann, wenn eigentlich kaum was nach Plan läuft.
Zum Glück sind nicht alle Arbeitstage ganz so voll gefüllt und ich komme diese Woch dazu, manches aufzuarbeiten und auch mal wieder am Blog zu schreiben.