Die letzten zwei Wochen habt ihr nichts von uns gehört und es gab keine neuen Artikel auf dem Blog. Das lag sicherlich daran, das wir ziemlich damit zu tun hatten, ein Haus zu finden, den Mietvertrag auszuhandeln, Umzugshelfer zu suchen, umzuziehen und uns fürs erste einzurichten. (Und diese Liste ist ziemlich unvollständig). Andererseits muss ich sagen, hat uns auch der Kulturschock ziemlich erwischt und das fühlt sich anders an, als ich es erwartet hätte.
Kulturschock bedeutet für uns unter anderem, fast alles neu zu lernen. Einkaufen funktioniert hier anders, aber auch Auto fahren. Das ganze Alltagsleben ist einfach noch nicht Alltag. Und das ist meist ziemlich anstrengend.
Zwei Tage nach unserem Umzug wollten wir noch schnell in den Supermarkt und endlich Besteck kaufen (bis dahin hatten wir nur Teelöffel). Der nächste große Supermarkt ist gleich ums Eck und man bekommt hier in den großen Supermärkten so ziemlich alles: Schuhe, Teppiche, Handtücher, Teller, Töpfe, Lebensmittel, … Nur leider gab es keine Löffel und Gabeln mehr, dafür umso mehr Messer.
Wenn man sich mit den Preisen noch nicht auskennt, zahlt man schnell zu viel. Vor allem als Muzungu (die ugandische Bezeichnung für Menschen mit heller Haut) zahlt man meist das Doppelte oder mehr. Bei Gemüse, das kaum etwas kostet mag das nicht so schlimm sein, aber bei Möbeln und anderen größeren Anschaffungen kann man Nachmittage verbringen nur um herauszufinden, was Dinge hier eigentlich kosten und wo man einen fairen Preis bekommt. Die investierte Zeit lohnt sich zwar, wenn man dann endlich Händler oder Handwerker mit guter Ware und fairen Preisen gefunden hat, aber bis dahin dauert alles einfach lange.
Fast alles wird hier entlang der Straße verkauft.
Das herausforderndste für uns ist allerdings, dass man eigentlich ständig und von allen Seiten den Tipp bekommt: „Vertraue niemandem. Sei vorsichtig.“ Sei es der Tipp eines Kollegen, ich soll doch besser nach dem Einzug die Schlösser an den Türen tauschen oder die eindringliche Warnung meines ugandischen Chefs gut zu überlegen, wen man als Nachtwächter (die sind hier obligatorisch) auf sein Grundstück lässt. Selbst John, der uns als Schneider geholfen hat, Bettwäsche zu besorgen, hat uns davor gewarnt, Menschen in Uganda zu schnell zu vertrauen. (Seine Geschichte erzählen wir bald in einem eigenen Beitrag.) Das ist sicherlich fürsorglich gemeint, schließlich sind wir vom Dorf in eine Großstadt umgezogen. Doch ständig auf der Hut zu sein und alles gegenzuchecken ist echt anstrengend. Dabei gibt es wirklich auch hier genügend Menschen, denen man vertrauen kann.
Woran man sich auch erst gewöhnen muss: Kaum etwas läuft wie geplant. Meist kommt etwas dazwischen und sei es auch nur der Regen (selbst in der Trockenzeit) oder ein Stau (die sind hier an der Tagesordnung und dann steht man schnell mal eine Stunde oder mehr). Und dann plant man halt um oder verschiebt seine To Dos um einen weiteren Tag.
All das gehört wohl dazu, wenn man "in eine andere Kultur" umzieht. Über die verschiedenen Phasen eines Kulturschocks wurde schon viel geschrieben, daher hier nur ein Link auf einen spannend geschriebenen Artikel dazu: Die vier Phasen des Kulturschocks am Beispiel der Pfandrückgabe – VielSeitig (vs-hdm.de)
Neben diesen Herausforderungen gibt es viel Spannendes und Schönes zu entdecken und wir sind dabei anzukommen und unser neues Zuhause einzurichten. Davon werden wir bald Stück für Stück berichten.